Correspondence with Edith Maryon
1912–1924
GA 263
Translated by Steiner Online Library
169
Edith Maryon to Rudolf Steiner
Sculptor's studio, Goetheanum
Dornach near Basel,
Thursday, September 26 [27] 1923
Dear and beloved teacher,
The sun has become so gloriously warm in the garden that I am able to sit and write outside.
A letter from Mrs. Mackenzie has just arrived, and seems to have crossed with mine. She asks that I discuss some things with you, but these will probably have to await your arrival. Among other things, she thinks that the time has come to send someone to America to give lectures and further develop the existing interest. But it would have to be someone who speaks English; she says she was very surprised to see how chauvinistically minded people are and how strong the feeling against the German language is, it is even forbidden in schools!!! Which seemed almost unbelievable to her! She has seen many of the Honolulu members. She wonders if Kaufmann might be the most suitable person?
Because of Mrs. Plincke, they have encountered difficulties with the authorities. It seems to be against the law to give a position to someone of German nationality. (Humane law, isn't it?). She interviewed the officials from the Board of Education and assured them that it was necessary to teach eurythmy in the school and that she had already paid the travel expenses for Mrs. Plincke. The official asked if Dr. Steiner could not send someone else? The decision is still pending. Miss Cross has gained many new students and really needs this assistant.
The blasting continues. In the second shot, the stones were hurled vertically upwards, many fell down at the Brodbeck house. The carpentry workshop windows are now boarded up. In Frau Doktor's room a windowpane has burst, etc., but nothing of significance. I think of yesterday's lecture, and hope that all went well. And that one sometimes rests a little? I send all my good thoughts.
With warmest regards,
Edith Maryon
169
Edith Maryon an Rudolf Steiner
Bildhauer Atelier Goetheanum
Dornach bei Basel,
Donnerstag, 26. [27.] September 1923
Sehr verehrter lieber Lehrer,
die Sonne ist so herrlich warm geworden im Garten, was mir erlaubt, im Freien zu sitzen und zu schreiben.
Ein Brief von Mrs. Mackenzie ist gerade angekommen, und hat sich mit dem meinen gekreuzt, es scheint. Sie bittet, daß ich mit Ihnen einige Dinge besprechen sollte, die werden aber wohl Ihre Ankunft abwarten müssen. Unter anderem meint sie, daß die Zeit gekommen sei, wo man jemanden nach Amerika schicken sollte, Vorträge zu halten, und das schon vorhandene Interesse weiter ausbauen. Es müßte aber jemand sein, der englisch spricht; sie sagt, sie war sehr überrascht zu sehen, wie chauvinistisch gesinnt die Leute sind, und wie stark das Gefühl gegen die deutsche Sprache ist, sie ist sogar in den Schulen verboten!!! Was ihr fast unglaublich vorkam! Von den Honolulu-Mitgliedern hat sie viele gesehen. Sie fragt, ob vielleicht Kaufmann die geeignetste Person wäre?
Wegen Frau Plincke ist man auf Schwierigkeiten bei den Behörden gestoßen. Es scheint gegen das Gesetz zu sein, jemandem von deutscher Nationalität eine Stellung zu geben. (Recht menschlich, nicht wahr?). Sie hat die Beamten von der «Board of Education» interviewt, und ihnen versichert, daß es nötig ist, in der Schule Eurythmie zu lehren und daß sie das Reisegeld für Frau Plincke schon bezahlt hat. Der Beamte fragte, ob nicht Herr Dr. Steiner jemand anderen schicken könnte? Der Beschluß liegt noch nicht vor. Miss Cross hat viele neue Schüler bekommen und hat diese Helferin recht nötig.
Mit dem Sprengen geht es weiter, bei dem 2. Schuß wurden die Steine senkrecht hinaufgeschleudert, viele sind beim Brodbeckhaus niedergefallen. Die Schreinerei-Fenster werden jetzt mit Brettern verschlagen. In Frau Doktors Stube ist eine Scheibe geplatzt usw. aber nichts von Bedeutung. Ich denke an den gestrigen Vortrag, und hoffe, daß alles gut gegangen seit Und daß man manchmal ausruht ein bißchen? Ich sende alle guten Gedanken.
Mit herzlichsten Grüßen
Edith Maryon