The History of the German Section of the Theosophical Society
1902-1913
GA 250
25 September 1904, Dresden
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13. Theosophy and Modern Science
Public lecture by Rudolf Steiner at the annual meeting of the German Theosophical Society. Report in “Theosophische Rundschau” no. 1-2/1904
The lecture evening, which took place on Sunday at 8 p.m. in Meinhold's halls and was open to the general public, began with Dr. Franz Hartmann [- Florence -] speaking to an attentive audience of around 1000 people about the motto of the Theosophical Society, “No religion is higher than truth”. Dr. Rudolf Steiner then spoke about “Theosophy and modern science”. Since it is impossible to reproduce even the main ideas from the rich content of these two lectures here, we have to content ourselves with mentioning just a few fragments:
Dr. Hartmann explained truth as the divine reality and religion as the connection of the consciousness of the human being with the consciousness of the divine self within him. As Sankaräcärya taught, anyone who wants to realize the true religion must, above all, develop the ability to distinguish within themselves and in all things the permanent from the ephemeral. Furthermore, it is important to develop spiritual faith. This can be compared to the feeling of warmth with which the blind perceive the sun. The fire of higher life will finally become the light of knowledge in man when he has progressed so far on the path of inner purification that he has matured to the point of enlightenment or theosophy. Then Christ rises in man and redemption is accomplished.
Dr. Steiner gave a historical overview of the transformation of the urge for knowledge, linking to a theosophical saying by Herder, in which he emphasizes that man must unite all the forces of nature within himself. In ancient times (e.g. in the Greek mysteries), truth was sought within, and little attention was paid to the outside world. In more recent times, especially since the microscope and telescope have been used as the main tools of research, the basic teaching that the origin of the external is to be sought within has been forgotten. After explaining the evolutionary theories of Lamarck and Darwin and the inadequacy of these, the lecturer went on to explain that it was precisely the diligence of the representatives of modern science that led them to recognize the inadequacy of their research method. The realization of the inadequacy of the physiological attempts to explain the riddles of existence points to occult psychology, to the acceptance of the teachings of karma and reincarnation. One learns to seek the law of life in the spiritual realm again, and one will not be able to do so only through the path of intellectual thinking. The lecturer pointed to universal brotherly love, to the law: “Love your neighbor as yourself,” and concluded with the words: “Be united, completely united!”
13. Theosophie und Moderne Wissenschaft
Öffentlicher Vortrag von Rudolf Steiner im Rahmen der Jahresversammlung der Deutschen Theosophischen Gesellschaft. Bericht in der «Theosophischen Rundschau» Nr. 1-2/1904
Bei dem Vortragsabend, der Sonntag acht Uhr in Meinholds Sälen in breitester Öffentlichkeit stattfand, sprach vor einer etwa 1000 Personen zählenden aufmerksamen Zuhörerschaft zunächst Herr Dr. Franz Hartmann [- Florenz -] über den Wahlspruch der Theosophischen Gesellschaft «Keine Religion ist höher als die Wahrheit» und hierauf Herr Dr. Rudolf Steiner über «Theosophie und moderne Wissenschaft». Da es unmöglich ist, aus dem reichen Inhalte dieser beiden Vorträge auch nur die Hauptgedanken hier wiederzugeben, müssen wir uns mit der Erwähnung nur einiger Bruchstücke begnügen:
Herr Dr. Hartmann erläuterte die Wahrheit als die göttliche Wirklichkeit und die Religion als die Verbindung des Bewusstseins des Menschen mit dem Bewusstsein des göttlichen Selbsts in seinem Inneren. Wer die wahre Religion verwirklichen will, muss, wie Sankaräcärya gelehrt hat, vor allem die Fähigkeit erlangen, in sich und in allen Dingen das Dauernde vom Vergänglichen zu unterscheiden, er muss aufhören, nach Belohnung für seine Taten im Diesseits oder Jenseits zu trachten, da er dadurch sein falsches, egoistisches Ich bestärkt. Ferner gilt es, den geistigen Glauben zu entwickeln. Derselbe ist dem Wärmegefühl zu vergleichen, durch das der Blinde die Sonne wahrnimmt. Das Feuer des höheren Lebens wird endlich zum Lichte der Erkenntnis im Menschen, wenn derselbe auf dem Wege der innerlichen Reinigung so weit vorgeschritten ist, dass er zur Erleuchtung oder Theosophie reif geworden ist. Dann ersteht Christus im Menschen auf, und die Erlösung ist vollbracht.
Herr Dr. Steiner gab anknüpfend an ein theosophisches Wort Herders, in welchem dieser betont, dass der Mensch alle Kräfte der Natur in sich vereinigen müsse, einen geschichtlichen Überblick über die Wandlung des Erkenntnisdranges. In älterer Zeit (z.B. bei den griechischen Mysterien) wurde die Wahrheit im Inneren gesucht, und die Außenwelt fand wenig Beachtung. In neuerer Zeit, insbesondere seitdem Mikroskop und Teleskop als Hauptmaßstäbe bei der Forschung verwendet werden, hat man die Grundlehre, dass im Inneren der Ursprung des Äußeren zu suchen ist, verlernt. Nach Erläuterung der Evolutionslehren Lamarcks und Darwins und der Unzulänglichkeit derselben ging der Herr Vortragende darauf ein, dass gerade der Fleiß der Vertreter der modernen Wissenschaft dieselben zur Erkenntnis der Unzulänglichkeit ihrer Forschungsmethode gebracht hat. Die Erkenntnis der Unzulänglichkeit der physiologischen Erklärungsversuche der Daseinsrätsel drängt zur okkulten Psychologie, zur Annahme der Lehren von Karma und Reinkarnation. Man lernt, wieder im Geistigen das Gesetz des Lebens zu suchen, und das wird man nicht nur auf dem Wege des Verstandesdenkens tun können. Der Herr Vortragende wies auf die allgemeine Bruderliebe, auf das Gesetz: «Liebe deinen Nächsten als dich selbst» hin und schloss mit den Worten: Seid einig, ganz einig!