Correspondence with Marie Steiner
1901–1925
GA 262
Translated by Steiner Online Library
235
To Marie Steiner in Stuttgart
Friday, 20 March 1925
Goetheanum, 20 March 1925
M.l.M.
Thank you very much for your kind letter. It gave me great satisfaction. You must do everything without taking anything into consideration except your strength and your health. I watch with admiration all that you accomplish with such devotion. My thoughts are with you.
What you are doing for the children with this performance is deeply satisfying and joyful. I am so grateful to you.
My recovery is going slowly. Hopefully I will only start working on the construction model at the right time so that there is no interruption.
- In Stuttgart, however, the very beautiful things that are developing are repeatedly mixed with difficult things. Piper 16Dr. med. Kurt Piper (1875-1952), physician and poet. Met Rudolf Steiner at the medical week in October 1922 in Stuttgart and from then on became a permanent member of the staff in Stuttgart. He was an editor for various anthroposophical journals. is gradually
writing only abuse, which is a cause for concern. His article about the professor in Frankfurt is just one article of abuse. And it is not clear from any of the lines why he is abusing. There is no indication of what the professor said. I consider this Piper business to be very unfortunate. For Piper is an artistic and poetic nature; and we truly do not have many like him. I do not want to take away all his desire to work with us. But the way he is behaving now, the matter can hardly continue.
Likewise, the affair with Unger is very unfortunate for me. One must consider such things in context.
When I dissolved the Kommen Tag, I made provision for del Monte, who, had I not intervened, would simply have been thrown out onto the street.
I could not do anything for Unger. And so, since his factory was sold, he received a sum of money that will only last him a short time. He would have to be supported within the Anthroposophical Society in the future. But what should be done if this tendency to make him impossible in the Society keeps recurring?
I hope your events continue to go well; I send you my warmest regards
Rudolf Steiner
Dr. Rudolf Steiner
Dornach near Basel, Switzerland.
235
An Marie Steiner in Stuttgart
Freitag, 20. März 1925
Goetheanum, 20. März 1925
M.l.M.
Habe herzlichen Dank für Deinen lieben Brief. Er hat mir innige Befriedigung bereitet. Du musst alles das erledigen, ohne auf anderes Rücksicht zu nehmen als auf Deine Kraft und Deine Gesundheit. Ich schaue mit Bewunderung allem zu, was Du in solcher Hingabe vollbringst. Ich bin in Gedanken bei Dir.
Was da durch die Aufführung für die Kinder geschehen soll, ist etwas tief Befriedigendes und Frohmachendes. Wie bin ich Dir dankbar.
Meine Gesundung geht eben langsam. Hoffentlich komme ich nur zur rechten Zeit zur Arbeit am Baumodell, dass da keine Stockung eintritt.
- In Stuttgart mischt sich doch in das sehr Schöne, das sich da entwickelt, immer wieder Schwieriges. Piper 16Dr. med. Kurt Piper (1875-1952), Arzt und Dichter. Lernte Rudolf Steiner bei der medizinischen Woche Oktober 1922 in Stuttgart kennen und wurde von da an ständiger Mitarbeiter in Stuttgart. Redaktionstätigkeit für verschiedene anthroposophische Zeitschriften. schreibt nach und nach
doch so bloß schimpfend, dass die Sache bedenklich wird. Sein Artikel über den Professor in Frankfurt ist nur ein Schimpfartikel. Und es geht aus keiner Zeile hervor, warum er schimpft. Denn es fehlt jede Angabe, was der Professor gesagt hat. Mir ist diese PiperSache sehr fatal. Denn Piper ist eine künstlerisch-poetische Natur; und wir haben solche wahrlich nicht viele. Ich möchte ihm nicht alle Lust an der Mitarbeit nehmen. Aber so, wie er jetzt sich verhält, kann die Sache doch kaum weitergehen.
Ebenso ist mir die Affaire mit Unger sehr fatal. Man muss solche Dinge im Zusammenhange betrachten.
Ich habe bei der Auflösung des Kommenden Tages für del Monte gesorgt, der, wenn ich nicht eingegriffen hätte, einfach auf die Straße gesetzt worden wäre.
Für Unger konnte ich nichts tun. Und so hat er, da seine Fabrik verkauft worden ist, eine Summe bekommen, die für ihn zum Leben doch nur kurze Zeit reichen wird. Er müsste innerhalb der anthroposophischen Gesellschaft in der Zukunft gestützt werden. Aber was soll geschehen, wenn immer wieder diese Tendenz auftritt, ihn eigentlich in der Gesellschaft unmöglich zu machen?!
Hoffentlich gehen Deine Veranstaltungen weiter gut; ich sende Dir die besten Gedanken in aller Herzlichkeit
Rudolf Steiner
Dr. Rudolf Steiner
Dornach bei Basel, Schweiz.