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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

The History of the German Section of the Theosophical Society
1902-1913
GA 250

22 October 1905, Berlin

Automated Translation

24. Report to the General Assembly of the German Section of the Theosophical Society

by Felix Löhnis in “Vâhan”, Volume VII, No. 5, November 1905

The General Assembly of the German Section of the Theosophical Society took place on October 22, a.c. in Berlin. We can summarize our report briefly. Cult of personality and servility have triumphed there. Not only for the board meeting held the day before, but also for the general assembly itself, it was decided, at the request of Mr. Hubo (Hamburg), that the strictest silence must be maintained regarding the course of the negotiations. The Secretary General was to report exclusively to the members and in strict confidence at a time and in a form of his own choosing. The vast majority of the delegates agreed to such a restriction of freedom of expression. Instead of the factual annual report that the General Secretary was obliged to give, Dr. Steiner offered his faithful followers a brilliant apotheosis of Mrs. Besant, and he increased his own nimbus even more by declaring that he had been in contact for a long time “on higher planes” with Mrs. Blavatsky, the “great teacher,” to whom all those who “know” “look up from true knowledge.” During the discussion of the financial matters, it was mentioned that Countess Wachtmeister had donated a considerable sum to promote the Theosophical movement in Germany. It was not considered necessary to provide exact details of the amount. Only so much was communicated that about 1000 Marks are available annually, which, according to a proposal by the Secretary-General, which was of course very favorably received, do not flow into the section's treasury, but are transferred to him, together with Fräulein von Sivers, for his free disposal, in order to make accounting superfluous. (!) The “revered leaders” of the Theosophical Society are also setting an example in this respect. Under such circumstances, it was also very understandable that Dr. Steiner himself campaigned vigorously for his re-election as General Secretary during the election of the new board. Mr. Bresch spoke against the re-election. He pointed out the serious concerns that arise in this regard with regard to the alleged clairvoyance that Dr. Steiner boasts of, compared to the experiences in a very similar situation in America ten years ago. The same fate befell the motion printed in issue 3 of Vâhan, which was intended to remedy the violations of rights and duties mentioned at the locations listed, of which the president and the central committee of the Society have been proven to be guilty. It was not admitted to the proceedings at all. In accordance with a motion from the Hanover branch, it was decided by a large majority to “proceed to the agenda”. (!) And how did the Hanover branch justify its motion? Literally as follows:

“Quite apart from the question of whether or not the individual complaints can be justified factually, it is formally quite inexpedient to discuss such matters of the Society in a public journal and even less to represent them from the point of view of a section. This must damage the reputation of our Society and impair the influence of our movement.”

Thus, in the Theosophical Society, no longer are objective reasons valid, but only formal ones. It does not matter if the Society itself suffers harm at the hands of disloyal officials; only its reputation must be protected at all costs. The motto of the Society is still: “No law above the truth!” But under no circumstances may the members publicly stand up for justice and truth; the “fear of the truth” reigns in the Society and demands strict secrecy. - For historical reasons, it may be mentioned in passing that Miss Scholl (Cologne), probably to make up for the “Autodafé” in London (see numbers 2-4 of “Vâhan”) that she denied, made a motion to expel Mr. Bresch and the reporter from the Society. A quarter of the votes were in favor of this first heresy trial; over the course of a year, it might be the majority. In fact, such a motion was completely superfluous in this case. Because – however shamefully this General Assembly went otherwise – it did produce a result that was beneficial to the cause: It has now made it completely clear to anyone who can and wants to see that, given the current state of affairs, one can no longer serve the truth and the progress of humanity within this society.

Finally, on behalf of the editor of 'Vâhan', I would like to point out that this magazine will no longer deal with the affairs of that 'Theosophical Society' in the future.

24. Bericht zur Generalversammlung der Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft

von Felix Löhnis im «Vâhan», Jahrgang VII, Nr. 5, November 1905

Die Generalversammlung der Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft hat am 22. Oktober a.c. in Berlin stattgefunden. Unseren Bericht können wir kurzfassen. Personenkultus und Servilismus haben dort wahre Triumphe gefeiert. Nicht nur für die am Tage vorher abgehaltene Vorstandssitzung, sondern auch für die Generalversammlung selbst wurde laut Antrag des Herrn Hubo (Hamburg) beschlossen, dass über den Verlauf der Verhandlungen der Öffentlichkeit gegenüber strengstes Stillschweigen gewahrt werden müsse. Ausschließlich an die Mitglieder und streng vertraulich habe der Generalsekretär zu einem von ihm selbst zu wählenden Zeitpunkte und in einer von ihm selbst zu bestimmenden Form Bericht zu erstatten. Mit solcher Knechtung freier Meinungsäußerung war die große Mehrzahl der Delegierten einverstanden. - Anstelle des vom Generalsekretär pflichtgemäß zu erstattenden sachlichen Jahresberichtes bot Dr. Steiner seiner gläubigen Anhängerschar eine glänzende Apotheose Mrs Besants dar, und seinen eigenen Nimbus erhöhte er gleich noch dadurch, dass er erklärte, schon seit langer Zeit verkehre er «auf höheren Planen» mit Frau Blavatsky, der «großen Lehrerin», zu der alle, die «wissen», «aus wahrer Erkenntnis aufschauen». - Bei der Erörterung der Kassenangelegenheiten wurde erwähnt, dass Gräfin Wachtmeister einen ansehnlichen Betrag zur Förderung der theosophischen Bewegung in Deutschland gestiftet habe. Genaue Angaben über die Höhe der Summe zu machen, wurde für überflüssig erachtet. Nur so viel wurde mitgeteilt, dass circa 1000 Mark jährlich zur Verfügung stehen, die nach einem selbstverständlich sehr beifällig aufgenommenen Vorschlag des Generalsekretärs indessen nicht in die Kasse der Sektion fließen, sondern ihm selbst in Gemeinschaft mit Fräulein von Sivers zur freien Verfügung überwiesen wurden, um so eine Rechnungslegung überflüssig zu machen. (!) Die «verehrten Führer» der Theosophischen Gesellschaft machen also auch in dieser Hinsicht Schule. - Unter solchen Umständen war es nun ferner sehr begreiflich, dass bei der Neuwahl des Vorstandes Dr. Steiner selbst lebhaft für seine Wiederwahl als Generalsekretär eintrat. Gegen die Wiederwahl sprach Herr Bresch. Er wies auf die schweren Bedenken hin, die sich in dieser Richtung ergeben im Hinblick auf die angebliche Seherschaft, deren sich Dr. Steiner rühmt, im Vergleich mit den Erfahrungen, die man bei ganz ähnlicher Sachlage vor zehn Jahren in Amerika gemacht hat. Leichten Herzens ging man indessen darüber hinweg. - Das gleiche Schicksal ereilte weiterhin den in Nummer 3 des «Vâhan» abgedruckten Antrag, der Abhilfe schaffen sollte hinsichtlich der am angegebenen Orte genannten Rechts- und Pflichtverletzungen, deren sich der Präsident und der Zentralvorstand der Gesellschaft erwiesenermaßen schuldig gemacht haben. Er wurde überhaupt nicht zur Verhandlung zugelassen. Entsprechend einem Antrage des Zweiges Hannover beschloss man mit großer Majorität, darüber hinweg «zur Tagesordnung überzugehen». (!) Und wie hat der Zweig Hannover diesen seinen Antrag begründet? Wörtlich folgendermaßen:

«Ganz abgesehen von der Frage, ob die einzelnen Beschwerden sachlich zu rechtfertigen seien oder nicht, ist es formell durchaus unzweckmäßig, dergleichen Angelegenheiten der Gesellschaft in einem öffentlichen Blatte zu verhandeln und sie dann noch gar vonseiten einer Sektion aus zu vertreten. Dieses muss das Ansehen unserer Gesellschaft schädigen und den Einfluss unserer Bewegung beeinträchtigen.»

Nicht mehr sachliche Gründe gelten also in der Theosophischen Gesellschaft, sondern nur formale. Es kommt nicht darauf an, ob durch ungetreue Beamte die Gesellschaft selbst Schaden leidet, nur das Ansehen nach außen hin muss um jeden Preis gewahrt werden. Wohl lautet auch heute noch der Wahlspruch der Gesellschaft: «Kein Gesetz über der Wahrheit!» Aber keinesfalls dürfen hinfort die Mitglieder öffentlich für Recht und Wahrheit eintreten; die «Furcht vor der Wahrheit» herrscht in der Gesellschaft und fordert strenge Geheimhaltung. - Aus historischen Gründen sei beiläufig noch erwähnt, dass seitens Fräulein Scholl (Köln), wahrscheinlich um das von ihr in Abrede gestellte «Autodafé» in London (vgl. Nummer 2-4 des «Vâhan») nachzuholen, der Antrag gestellt wurde, Herrn Bresch und den Berichterstatter aus der Gesellschaft auszuschließen. Ein Viertel der Stimmen war für dieses erste Ketzergericht, übers Jahr würde es vielleicht die Mehrzahl sein. An sich war ja allerdings ein solcher Antrag in diesem Falle durchaus überflüssig. Denn - so überaus beschämend auch im übrigen diese Generalversammlung verlief - ein der Sache förderliches Resultat hat sie doch erbracht: Sie hat einem jeden, der sehen kann und will, nunmehr völlig klar vor Augen geführt, dass man innerhalb dieser Gesellschaft, bei der gegenwärtigen Lage der Dinge, der Wahrheit und dem Fortschritt der Menschheit nicht mehr dienen kann.

Im Auftrage des Schriftleiters des «Vâhan» habe ich schließlich noch darauf hinzuweisen, dass sich dieses Blatt mit Angelegenheiten jener «Theosophischen Gesellschaft» in Zukunft nicht mehr beschäftigen wird. - Leipzig, 31. Oktober 1905. Dr. FE Löhnis.